Weihnachten, was war das noch?
Denk schnell noch einmal nach;
vielleicht wird die Erinnerung
in Deinen Träumen wieder wach …
So wie es Rolf Zuckowski in seinem Lied „Dezemberträume“ bereits 1993 besungen hat, so stellt sich heutzutage für vermutlich viele Menschen in Deutschland die Frage, warum und weshalb wir eigentlich Weihnachten feiern. Es werden Geschenke hin und her geschoben, immer teurer müssen sie sein und mächtig was hermachen. Und oftmals währt die Freude hierüber nur kurz.
(Foto: Silke Kaiser / pixelio.de)
„Ich danke Ihnen, dass es Sie gibt. Jetzt kann ich die Zeit besser überstehen. Ich werde mir nun einen Tee machen, die Kerzen am Weihnachtsbaum anzünden und an Sie denken.“
(Zitat einer Anruferin bei der Telefonseelsorge)
Doch was ist mit denen, die das Fest der Liebe alleine verbringen müssen, die keinen haben, der sie besucht oder zu dem sie gehen könnten?
An den Weihnachtstagen stehen die Telefone bei der Telefonseelsorge kaum still. Nicht die Suizid-Kandidaten und nicht die psychisch vorbelasteten Menschen nutzen in der Weihnachtszeit den angebotenen Service von über 160 Telefonseelsorge-Stellen in der Bundesrepublik.
Zu Weihnachten sind es vielmehr die Menschen, die unter ihrer Einsamkeit leiden. Mütter, deren erwachsene Kinder keine Zeit haben oder schlichtweg Menschen, die keine Angehörigen mehr haben und auch sonst niemanden finden, der das besinnliche Fest mit ihnen verbringen möchte.
(Foto: Ralph M. Unger / pixelio.de)
Der Hauptgrund für die Anrufe um die Festtage ist das Überbrücken von Zeit, die sonst alleine verbracht werden müsste. Eine Vorstellung bei der sich die meisten Menschen wohl genau in die Anrufer hinein versetzen können.
Weihnachten, das Fest der Liebe und das Fest Jesus. So ist es Allgemein bekannt und so feiern viele Menschen Weihnachten.
Andere Pläne für dieses Fest hatten die Nationalsozialisten in den 1930er und 1940er Jahren. Christus und seine Symbole sollten verschwinden und geschickt durch Hakenkreuze auf Weihnachtsdeko und Baumschmuck ersetzt werden. Heidnische Weihnachtslieder und Baumkugeln, die Handgranaten darstellten sollten ebenso dazu führen, dass sich Weihnachten mehr und mehr zu einem Lichter- und Winterfest aus heidnischer Traditionen entwickelt. Die Nazis wollten hierdurch die emotionale Bindung der Menschen zur Kirche beschneiden.
(Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)
Kein Weihnachten zu feiern wäre für die meisten Menschen wohl undenkbar. Zumindest im Christentum. Doch nicht nur aus religiöser Sicht ist Weihnachten mittlerweile ein Fest, welches sich eben doch nicht so einfach aus dem Kalender streichen ließe. Immerhin feiern auch Nicht-Christen Weihnachten. Auch wenn hier nicht die Geburt Jesus zelebriert wird und der religiöse Hintergedanke oftmals gänzlich fehlt, werden dennoch Geschenke verteilt und gemütliche Tage mit dem Weihnachtsbaum verbracht.
Weltweit macht das Christentum gut 33% der Religionen aus. Aus religiösen Gründen feiern also um die 2,1 Milliarden Menschen Weihnachten.
Doch auch im Islam, dem immerhin um die 20% der Weltbevölkerung folgen, gibt es eine Geburtsgeschichte Jesus‘. Im Koran, Suren 19,1-38;3,35-49, beginnt die „Weihnachtsgeschichte“ wie folgt.
„Im Stall kam er zur Welt, im Haus, in einer Höhle und mitten in der Wüste: „Da kamen ihr die Wehn am Schaft der Palme; / Sie rief: O wär ich eh gestorben,/ vergangen und vergessen!/ Da riefs ihr zu von unten her: Betrüb dich nicht! Gemacht hat unter dir dein Herr ein Bächlein, / auch rüttle gegen dich den Schaft der Palme!/ So lässt sie auf dich fallen reife Dattel. / Iss, trink und mach dein Auge frisch!“. „
Für den Islam ist Jesus ein Prophet aber auch der Gesandte Gottes. Im Unterschied zum Christentum ist Jesus aber nicht der „Sohn Gottes“ und wird auch nicht als solcher verehrt.
(Foto: www.stundedesislam.de / pixelio.de)
Weihnachten und auch die Geburt Jesus‘ wird daher im Islam nicht gefeiert.
In Deutschland und anderen westlichen Ländern lebende Muslime übernehmen aber zunehmend den Brauch Weihnachten zu feiern, in dem ein Weihnachtsbaum aufgestellt wird und Geschenke gemacht werden.
Aber auch in anderen Teilen der Welt wird Weihnachten ganz anders gefeiert, als wir es hier in Deutschland gewohnt sind.
In den USA wird Weihnachten größtenteils „politically correct“ gefeiert. Aufgrund der vielen verschiedenen Kulturen, die sich dort vermengen, werden die Weihnachtsgrüße allgemein gehalten und der Handel versucht, auch jüdische und afroafrikanische Festlichkeiten in den Weihnachtsverkauf zu integrieren. 96% der US-Amerikaner gaben 2004 an, Weihnachten zu feiern; sowohl Christen als auch Nicht-Christen.
Den größte Unterschied zum europäischen Weihnachtsfest machen die Geschenke aus: Wer in unseren Gefilden seine Präsente bereits am Heiligabend, dem 24. Dezember erhält, muss in den USA bis zum Morgen des 1. Weihnachtsfeiertages, dem 25. Dezember waren. Erst dann war Santa Claus, der amerikanische Weihnachtsmann da und hat die Geschenke in den Socken am Kaminsims und darunter verstaut.
In Deutschland ist Weihnachten in den letzten Jahren immer weiter vom christlichen Ursprung abgerückt und das Schenken ist bei vielen Familien in den Vordergrund gerückt. Die Gottesdienste werden weniger besucht, als es noch vor zehn Jahren der Fall war. Bereits 33% der Deutschen sind heute konfessionslos – Tendenz steigend.
Möglicherweise hat Rolf Zuckowski dies bereits 1993 geahnt, als er sein Lied „Dezemberträume“ veröffentliche. Weihnachten, was war das noch? Denk schnell noch einmal nach.
Denn tief in den Menschen sollte die Erinnerung an Weihnachten, das Fest der Liebe und Besinnlichkeit doch noch schlummern. Vielleicht muss sie nur auf irgendeine Weise wieder geweckt werden!?
Frohe Weihnachten!
(Grafik: Kurt F. Domnik / pixelio.de)