Wandtattos (oder auch Wohntattoos genannt) sind Lifestyle- oder Dekofolien, bestehend aus Sprüchen, Zeichen (z.B. Chinesisch) oder Motiven (z.B. Automobile). Sie sind aus anschmiegsamen Weich-PVC mit leicht ablösbarem Haftklebstoff hergestellt und verschönern jede Zimmerwand. Ich persönlich finde kahle weiße Wände schrecklich. Sie erinnern mich immer an ein steriles Labor im Krankenhaus. Bilder sind zwar ganz nett, aber gute recht teuer und auch nicht besonders originell.
Auf einer kleinen lokalen Messe entdeckte ich in einem kleinen Zimmer eben diese Wandtattoos einer ortsansässigen Künstlerin. Sie selbst war gerade nicht im Raum. Ich schaute mir diese selbstentworfenen Bilder, die zumeist Kalligraphien enthielten, genauer an. Ich beschloss ein paar Minuten zu warten und die Erschafferin dieser Bilder einmal persönlich kennenzulernen.
Bei Künstlern erwartet man immer etwas Besonderes: Entweder tragen sie eine auffällige Kopfbedeckung, haben eine extravagante Brille oder bunte Haare. Auch diese talentierte junge Frau hatte ein außergewöhnliches Aussehen. Jedoch nicht das, was ich erwartet hatte.
Die junge Dame labelt unter dem Namen Sara M. und trägt eine ungewöhnliche Kopfbedeckung. Sara M. ist nämlich Muslima und kleidet sich dementsprechend bedeckt. Ihr Kopftuch passt an diesem Tag farblich sehr gut zu der übrigen Kleidung. Sie unterhält sich mit einer anderen Dame beim Betreten des Raumes. Sie spricht leise und lächelt oft.
Nach dem ersten Schock beschloss ich sie anzusprechen. Sie erzählte mir, was es sich mit den Wandtattos auf sich hat. Diese malt sie mit Pinsel und Farbe auf Wunsch direkt auf die Wand. Leider halten diese dann nicht lange, so dass sie eher Leinwände bemalt und diese dann einrahmt. Dem ersten Schock folgte ein weiterer: Sara M. malt nämlich nicht nur Wohntattoos, sie ist darüber hinaus auch Sprayerin. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Eine Frau mit Kopftuch an einer Häuserwand mit Atemschutzmaske und einer Graffitidose in der Hand? Natürlich nur mit Genehmigung.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs erklärte sie mir dann, dass sie nun Mutter eines Sohnes sei und die künstlerische Tätigkeit nur privat ausüben würde. Wer Interesse an der Verschönerung seiner eigenen vier Wände gefunden hat, der kann Wandtattoos auch im Internet bestellen. Diese werden als selbstklebende Folien geliefert, die man ganz einfach selbst anbringen kann. Kosten natürlich dann auch viel weniger als so eine Künstlerin. Man kann diese Wandtattoos selber gestalten. Es gibt sie in verschiedenen Schrifttypen, Farben und Formen, so dass der individuellen Gestaltung eines Zimmers nichts im Wege steht. Besuchern fällt das Tattoo an der Wand sofort auf und ist erst einmal das Gesprächsthema Nummer eins. Selbst in Treppenhäusern habe ich solche Wandtattoos schon entdeckt. Wenn man diese beim Treppensteigen sieht, bleibt man erst einmal einige Sekunden stehen und liest bzw. bewundert diese.
Ich habe mir fest vorgenommen: Sollte ich einmal ein eigenes Haus haben, werde ich mir eine Wand von Sara M. sprayen lassen. Bis dahin begnüge ich mich mit Wandtattoos. Wer eine coole Idee für so ein Graffiti-Wandbild hat, kann es gerne unten in den Kommentaren loswerden. Es sollte natürlich etwas dezentes sein, so dass man sich auch jeden Tag anschauen kann.
Was haltet ihr von Wand- oder Wohntattoos? Dekoriert ihr eure Wände damit?