Tjark Evers wurde nur 21 Jahre alt. Dann ertrank er auf einer Sandbank im Accummer Ee vor Baltrum. Dort wollte er zu Weihnachten im Jahr 1866 eigentlich seine Familie besuchen. Als Überraschung, da er in den Wintermonaten zur Navigationsschule in Timmel ging.
Durch dichten Nebel wurde er allerdings nicht am Baltrumer Strand abgesetzt, sondern auf einer vorgelagerten Sandbank. Bei einsetzender Flut und eisiger Kälte merkte Tjark Evers schnell, dass er es nicht mehr zu seiner Familie schaffen würde und stattdessen in den Fluten der Nordsee ertrinken wird. Seinen Abschiedsbrief schrieb er in ein Notizbuch und legte dieses in eine Zigarrenkiste, die er als Geschenk mitbringen wollte. Eingewickelt in ein Taschentuch wurde die Zigarrenkiste im Januar 1867 auf Wangerooge angespült und fand den Weg zu seinen Eltern. Der Heimatverein Baltrum stellt die Erinnerungsstücke im Museum Altes Zollhaus auf der Insel aus.
In der vergangenen Woche kam mir die Textzeile „Wellen, die ans Ufer schlagen“ in den Kopf. Ohne zu wissen, wohin mich diese Worte führen würden, entstand ein Gedicht, dass sich den letzten Minuten im Leben von Tjark Evers widmet. Ich habe es bereits bei Instagram veröffentlicht, möchte aber auch meinem Blog zukünftig wieder mehr Persönlichkeit verleihen. Daher gibt es das Gedicht nun auch hier, in grafischer Form sowie als reiner Text (Textform unterhalb des Bildes):
Tjark
Wellen, die ans Ufer schlagen,
Wasser, das unaufhörlich steigt.
Die Sandbank um mich herum,
kleiner werdend, immer kleiner.
Längst der Horizont verschwunden,
das Wasser steht mir bis zum Knie.
Das Boot schon weg,
zu weit entfernt.
Meine Rufe verhallen,
fern das Möwengeschrei.
Das Wasser steigt,
ich schmecke Salz auf meinen Lippen.
Aufziehender Nebel, immer dichter,
die Gischt schlägt in mein Gesicht.
Mein Blick beschränkt,
die Flut eisig kalt.
Mein Eiland mir so nah,
doch unerreichbar und so fern.
Oh mein Baltrum, meine Insel,
ich glaube, das war es,
werd‘ dich nicht wiedersehen.
Geliebte Insel, geliebte Eltern,
mein Ende naht, mir wird so kalt.
Hauke Eilers-Buchta, November 2023
Ein Gedanke zu “Tjark”